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Zwei Open Spaces auf einen Streich

Am Samstag, 27. Februar, haben zwei offene Diskussionsveranstaltungen des Autonomiekonvents parallel zueinander stattgefunden: ein Open Space in Neumarkt und eine Zukunftswerkstatt für junge Erwachsene in Bozen. Zu beiden Veranstaltungen kamen jeweils 150 Interessierte.

Open Space im Unterland

Der Open Space in der deutschsprachigen Mittelschule in Neumarkt wurde nach dem bewährten Modell der bisherigen Bürgerbeteiligungsveranstaltungen gestaltet: Nach der Begrüßung durch Landtagsvizepräsident Roberto Bizzo sowie die Wissenschaftler Elisabeth Alber und Marc Röggla von der Europäischen Akademie Bozen (EURAC) konnten die Teilnehmer ihre Themenvorschläge einbringen. Die Themensammlung koordinierten die Moderatorinnen von Blufink. Im Anschluss hatten die Teilnehmer den gesamten Tag über Gelegenheit, sich in Arbeitsgruppen zusammenzufinden und dort die unterschiedlichsten Aspekte zu den gewählten Themen zu diskutieren. Die Ergebnisse haben sie – wie in den übrigen Open Spaces in den vorangegangenen Wochen – in Protokollen festgehalten. (Diese werden am kommenden Donnerstag auf der Webseite www.konvent.bz.it veröffentlicht.)

Beim Open Space in Neumarkt kamen zum ersten Mal Wirtschaftsthemen zur Sprache. Das Ringen um die Zukunft der Raiffeisenbanken bewegte die Unterlandler Teilnehmer („Überleben für regionale Genossenschaftsbanken“, „Fall Raika: Hängt unsere Autonomie am seidenen Faden?“). Auch das Thema „Steuerhoheit und autonome Rentenkasse“ wurde diskutiert, ebenso wie Fragen der Nachhaltigkeit: „Nachhaltiges Wirtschaften und mehr soziale Gerechtigkeit“ wurde als Thema eingebracht. Die Teilnehmer in Neumarkt machten sich auch Gedanken zum Brennerbasistunnel und seinen Auswirkungen auf das Unterland und Südtirol im Allgemeinen: „BBT – eine kostspielige Gefahr für Südtirol“.

Fragen nach dem Verhältnis Südtirols zum italienischen und österreichischen Staat wurden gestellt: „Vollautonomie: wo führt das hin?“, „Unsere Wurzeln: doppelte Staatsbürgerschaft für Südtiroler“, „Freistaat Südtirol“, „Vaterland Österreich“. Es gab aber auch Arbeitsgruppen, die sich mit spezifischen Fragen befassten: „Die Umgehung der Zweisprachigkeit durch Entscheide der italienischen Regulierungsbehörde“, „die Notwendigkeit der Einsetzung einer Landespolizei“ und „die Gemeindenautonomie“. Wie bereits beim Open Space in Bozen diskutierten die Teilnehmer über eine Präambel für das Autonomiestatut und deren Inhalt.

Wieder brachten Teilnehmer den Wunsch nach Sportautonomie für Südtirol aufs Tapet: „Südtirols Sportler und ihr Verhältnis zum Staat“.

Zwei Arbeitsgruppen befassten sich mit Fragen der Toponomastik. Auch das Thema Schule bewegte die Teilnehmer („Zukunft der deutschen Schule“), ebenso wie die Bedeutung des Proporzes zum Schutz der in Südtirol lebenden Minderheiten.

Helmuth Renzler (SVP) erinnerte abschließend daran, dass das Enddokument des Autonomiekonvents im Landtag und Regionalrat diskutiert werden muss, um anschließend mit Rom verhandelt zu werden.

 

Zukunftswerkstatt für Jugendliche in Bozen

Während die Unterlandler in Neumarkt diskutierten, hatten in Bozen Jugendliche ihre eigene Gelegenheit, sich aktiv in den Südtirol-Konvent einzubringen.

Die Methode der Zukunftswerkstatt in Bozen, die für junge Erwachsene angeboten wurde, unterscheidet sich von der des Open Space darin, dass alle Arbeitsschritte von Moderatoren begleitet werden. Im Plenum konnten die Jugendlichen am Samstag ihre Themen vorbringen und im Anschluss mittels eines Punktesystems darüber abstimmen, welche daraus tatsächlich in Arbeitsgruppen diskutiert werden sollten.

Die anschließende Arbeit in den Kleingruppen gliederte sich in drei Phasen: In der ersten sammelten die Teilnehmer Kritik, in der zweiten Ideen und Vorschläge. In der abschließenden Realisierungsphase wurden diese konkretisiert und weiterbearbeitet, um zu einer Themensammlung mit verschiedenen Umsetzungsmöglichkeiten und Vorschlägen zu kommen.

Die Zukunftswerkstatt wurde von Young+Active, der Servicestelle für Kinder- und Jugendpartizipation im Südtiroler Jugendring, und der Sozialgenossenschaft OfficineVispa zusammen mit dem Verein La Vispa Teresa moderiert. Ihr Ziel: „Die Sichtweise von jungen Menschen aufzeigen, in welchen Bereichen sich Südtirol in den nächsten Jahren verändern soll.“

Roland Tinkhauser, der als Vertreter des Präsidiums des Südtiroler Landtags an der Veranstaltung teilnahm, unterstrich, wie wichtig es sei, Jugendliche für die Teilhabe an der Reform des Autonomiestatuts zu gewinnen: „In diesem Prozess geht es um die Zukunft Südtirols. Die Stimme der Jugend sollte deshalb besonders deutlich gehört werden. Deshalb hat sich das Präsidium des Südtiroler Landtags dazu entschieden, eine eigene Veranstaltung für junge Erwachsene zu organisieren. Jeder, der das 16. Lebensjahr vollendet hat, kann sich nämlich für das Forum der 100 bewerben. Ich kann nur dazu aufrufen, dass ihr aktiv werdet und euch einbringt.“

Beim Einbringen der Themen waren die Jugendlichen enthusiastisch: Viele meldeten sich zu Wort. 27 Themen wurden so gesammelt. Davon wurden jene 14 weiterbearbeitet, die von den Anwesenden die meisten Punkte erhielten: Begnadigung der Südtirol-Aktivisten, Friedliches Zusammenleben der Sprachgruppen in Südtirol, Erhalt des Proporz, Direkte Demokratie und Partizipation, Recht auf muttersprachlichen Unterricht, Selbstbestimmung, Sportautonomie für Südtirol, Europaregion Tirol, Europäischer Pass, Verbesserung des Schulsystems, Jugend in der aktiven Politik, Toponomastik, Vollautonomie, Mobilität, Integration, Stärkung der Jugendverbände in Südtirol.

Nicht durchsetzen und somit auch nicht weiter diskutiert wurden folgende Themen: Kompetenzausbau für Südtirol, Erhalt der Zwei- und der Dreisprachigkeit in Südtirol, ein gemeinsames Kultur- und Schulamt, Steuerhoheit für Südtirol, Wählen ab 16, Südtirol in der europäischen Union, mehr Universitätsfakultäten in Südtirol, Übertragung der Kompetenzen der Region an das Land, Wohnbauföderung für junge Familien und Energiepolitik.

Dabei zeigte sich, dass die Anliegen der Jugendlichen weitgehend mit jenen übereinstimmen, die auch bei den regulären Open Spaces geäußert wurden. Die Ergebnisse der beiden Veranstaltungen vom 27.02.16 bilden zusammen mit den Ergebnissen der anderen Open Spaces die Grundlage für die Weiterarbeit im Forum der 100 und im Konvent der 33.