„Südtirol mitdenken“ – dieses Motto steht dem Autonomiekonvent voran. Am Samstag trafen die 100 Bürgerinnen und Bürger aus ganz Südtirol das erste Mal im Forum der 100 an der EURAC zusammen, sie wurden mittels eines geschichteten Losungsverfahren aus 1.829 Bewerbern ausgewählt (Mitgliederliste unter www.konvent.bz.it). Landtagspräsident Thomas Widmann betonte in seiner Begrüßungsrede, dass es diese 100 seien, die den Prozess begleiten werden und damit Südtirols Bevölkerung repräsentieren. Er betonte die Rolle des Landtags als Garant dafür, dass der Beteiligungsprozess demokratisch und transparent abläuft. Vor allem aber unterstrich er die Bedeutung dieser Beteiligung: „Das Statut wird heute nicht mehr im stillen Kämmerlein von einer Handvoll Männern geschrieben, sondern vom Volk mitgeschrieben, von allen, die mitmachen wollen. Und Sie, das Forum der 100, sind ein Spiegelbild der Südtiroler Gesellschaft, die Repräsentanten des Volkes, nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, aber so, dass Frauen und Männer, Deutsche, Italiener und Ladiner sowie alle Altersgruppen ausgewogen vertreten sind. Darüber hinaus bleibt der Beteiligungsprozess weiterhin offen für alle: Die Sitzungen sind öffentlich, und man kann sich auch über die Webseite des Konvents einbringen.“ Roberto Bizzo betonte, dass es ein großartiges Abenteuer werde, die Autonomie gedanklich weiterzuentwickeln, um künftige Generationen an unserem Reichtum teilhaben zu lassen: „Ein Prozess dieser Größenordnung braucht eine breite Beteiligung, wenn er sein Ziel erreichen will: Ein Statut, in dem sich alle wiederfinden können.“
Aufgabe des Forums der 100 wird es sein, den Konvent der 33 während der gesamten Arbeitsphase zu beraten. Besondere Aufgabe des Forums der 100 sei es, so die Wissenschaftler der EURAC Elisabeth Alber und Marc Röggla, unterschiedliche Interessenslagen in die Diskussion einzubringen und mit dem Konvent der 33 einen Meinungsaustausch zu den zentralen Fragen der Reformdiskussion zu pflegen.
Es geht nun von der ersten Phase der Open Space Veranstaltungen in die zweite Phase, jene des Forums der 100 und des Konvents der 33, der ab 30. April tagen wird. Nachdem die Mitglieder, 51 Frauen und 49 Männer im Alter zwischen 16 und 83 Jahren, registriert wurden, ging es im Auditorium der Europäischen Akademie darum, die detaillierten Aufgaben des Forums der 100 zu klären, sich für oder gegen eine Steuerungsgruppe auszusprechen und den Wahlmodus vorzustellen, mit dem die Kandidaten für den Konvent der 33 entsendet werden.
Rege Diskussion gab es dann auch über den Wahlmodus und über eine mögliche Verschiebung der Wahl, um die Kandidaten besser kennen zu lernen. Diskutiert wurde auch, ob Politiker oder Parteifunktionäre das Forum der 100 im Konvent der 33 vertreten sollen oder nicht. Das Forum der 100 entschied sich dafür, den vom Präsidium des Südtiroler Landtages vorgeschlagenen Wahlmodus beizubehalten und die acht Kandidaten heute zu wählen. Es wurde zudem der Wunsch geäußert – und dem wurde auch entsprochen – dass sich die Kandidatinnen und Kandidaten mit ihren eventuell bekleideten Ämtern vorstellen.
31 Kandidaten (17 der deutschen Sprachgruppe, 13 der italienischen, einer der ladinischen) stellten sich der Wahl, sie waren zum Teil bekannt im öffentlichen Leben (Politiker, Lehrer, Unternehmerinnen, Mediziner), für andere wiederum war es das erste Mal, dass sie politisch und partizipativ tätig wurden. Die Themen, für die sie sich einsetzen wollen, reichen über das Zusammenleben der Sprachgruppen, über die Stärkung der Frauen, die Wahrung der Traditionen und Bräuche, die Mehrsprachigkeit, Schule, Migration, Selbstverwaltung, Gemeinwohlökonomie und vieles mehr.
Nach der Vorstellung und Diskussion mit den Kandidaten wurde gewählt: vier der acht sollten weiblich sein, fünf deutscher Muttersprache, zwei italienischer Muttersprache und einer ladinischer Muttersprache.
Die acht gewählten Kandidatinnen und Kandidaten, die künftig im Konvent der 33 mitdiskutieren werden, und mindestens ein Jahr lang jeden zweiten Samstag über den Ausbau der Autonomie und die Anpassung diskutieren werden, sind:
Janah Maria Andreis, Patrick Dejaco, Walter Eccli, Martin Feichter, Verena Geier, Edith Ploner, Heinold Rottensteiner, Olfa Sassi.
Die restlichen 25 Mitglieder des Konvents werden am 7. April vom Landtag nominiert und am 30. April zu der konstituierenden Sitzung zusammentreten.
Das Forum der 100 hat beschlossen eine Steuerungsgruppe einzusetzen, die mit den Moderatorinnen Sabina Frei, Katharina Erlacher, Katherina Longariva und der EURAC die Treffen methodisch vorbereiten wird. In diese Steuerungsgruppe gewählt sind: Michael Deltedesco, Francesca Morrone, Prisca Prugger, Christina Tinkhauser, Heinrich Videsott.
Das Forum der 100 wird insgesamt sechs Mal zusammentreffen, der nächste Termin ist der 18. Juni. Die ganztägige Sitzung ist offen für das Publikum.