Zweisprachigkeitserklärung

Leserbrief zu: Unsere Walschen - Titelgeschichte in ff 04/10 über die Italiener in Südtirol – vom Staatsvolk zur zerstrittenen Minderheit – und die folgenden Gastkommentare

Die italienische Realität in unserem Land ist ein Spiegelbild der italienischen nationalen Realität.
Schon vom Dichter Alessandro Manzoni (1785-1873) wurde das italienische Volk als „Volgo disperso che nome non ha“ bezeichnet. Traurigerweise ist auch das heutige Italien in Europa – und weltweit – überhaupt nicht oder schlecht angesehen.
Ich fühle mich in unserem Land beheimatet, bin europabürgerlicher Weltanschauung und kein grün-weiß-roter oder irgend einer anderen Fahnenanhänger; ich erkenne, dass die Südtiroler Mitbürger italienischer Muttersprache am eigenen Unbehagen, Frust oder sogar Untergang selbst schuld sind, weil sie tragischerweise den liebkosenden demagogischen Werbeparolen ihrer nationalistischen Parteien „Qui siamo in Italia e si parla italiano“ gehorcht haben. Somit wurden sie daran gehindert, die hiesige besondere Realität anzuerkennen und wurden dadurch getäuscht.
Unermüdlich und mühevoll habe ich – obwohl Deutsch nicht mein Unterrichtsgegenstand war – über Jahre hinweg immer meine Oberschüler dazu angespornt, die schöne und kulturreiche deutsche Sprache fleißig zu erlernen – sowohl im eigenen Interesse als auch des Interesses an der Kultur wegen.
Sprachen kann man lernen, das hängt größtenteils von den Personen ab, aber wie kann ein zweisprachiger Junge die absolute per Gesetz Ethnoausschließung überwinden? Der Ethnoproporz wirkt sich von Anfang an psychologisch entmutigend aus und von mir aus sollte er, obwohl Mittel gegen das vielfältige Unrecht des Faschismus, abgeschafft werden.  Das Bestehen zweier ethnisch getrennter Rettungsorganisationen etwa, des Roten und Weißen Kreuzes, ist absurd, lächerlich und engherzig.

Egidio Vittorio Salerno,
Bozen

veröffentlicht als Leserbrief in der „ff – Das Südtiroler Wochenmagazin“ No. 07/2010

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